Was ist eine Freikirche?

Der Begriff Freikirche ist in historischer Sicht eindeutig. Er bezeichnet eine vom Staat unabhängige Kirche. Heute wird die Bezeichnung Freikirche de facto eher dazu verwendet, eine bestimmte Kirche gegen Volkskirchen einerseits und gegen Sekten andererseits abzugrenzen.

Nach der Entstehung der christlichen Gemeinde im ersten Jahrhundert in Jerusalem gab es keine geistliche »Zentrale« für den sich ausbreitenden christlichen Glauben. Die erste hierarchisch organisierte Kirche in Europa war die römisch-katholische Kirche. Sie entstand im 4. Jahrhundert.
Daneben gab es immer wieder Gruppen, die aus verschiedenen Gründen entstanden sind, um zu den von der Kirche vernachlässigten Grundsätzen und Prinzipien des Glaubens zurückzukehren.
Anlass für die Entstehung weiterer christlicher Gruppen war die Reformation in Deutschland, eingeleitet durch Martin Luther. Zunächst begründete die Evangelische Kirche ihre Trennung von der Römisch-Katholischen mit den Leitsätzen: „Allein die Bibel“, „allein die Gnade“ und „allein durch Glauben“.
Neben der evangelischen Kirche entstanden im Laufe der Jahrhunderte verschiedene selbstständig organisierte Kirchen, die verstanden, dass Menschen nicht automatisch durch die „getaufte“ Zugehörigkeit zu einer Kirche Christen werden. Sie erkannten, dass die Menschen im Neuen Testament zuerst eine bewusste Entscheidung für Jesus Christus trafen, bevor sie sich taufen ließen. Diese Überzeugung wird bis heute in Freikirchen in der Praxis gelebt. In der Regel wird man nicht automatisch Mitglied. Erst wenn Menschen eine persönliche und bewusste Entscheidung für Jesus Christus treffen, können sie gewöhnlich Mitglieder von freien Gemeinden werden. Der Glaube an Jesus Christus wird bei den meisten Freikirchen durch die Taufe bezeugt, bei der der Täufling untergetaucht wird. Die Mitarbeit in der Freikirche ist für jedes Mitglied selbstverständlich, wobei die Intensität natürlich von der persönlichen Lebenssituation und den eigenen Möglichkeiten abhängt.
Zentrales Anliegen von Freikirchen ist, das Gemeindebild des Neuen Testaments zu leben. Deshalb ist die Bibel Maßstab in allen Glaubens- und Lebensfragen.
Freikirchen sind in der Regel keine hierarchischen Kirchen, sondern ein freiwilliges Miteinander von selbständigen örtlichen Einzelgemeinden. Sie haben sich besonders in Holland, England und den USA verbreitet, wo sie große christliche Gemeinden bilden. Bekannte Freikirchen sind die Methodisten, Mennoniten, Baptisten, die freien evangelischen Gemeinden (FEG) und die sogenannten Brüdergemeinden. Daneben gibt es viele kleine Gemeinden, die zu keinem freikirchlichen Bund gehören, doch auch eine offene Gemeinschaft von christusgläubigen Menschen sind, die das Anliegen haben, Menschen zu einer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus zu helfen.

Was unterscheidet Sie von den evangelischen Landeskirchen?

In der Landeskirche ist Mitglied, wer als Kind getauft wurde. Bei uns kann nur Mitglied werden, wer bekennt, an Jesus Christus zu glauben, durch ihn Vergebung seiner Sünden empfangen zu haben und als Christ leben zu wollen. Nach der Heiligen Schrift ersetzt die Taufe nicht den Glauben, sondern ist ein symbolischer Akt eines an Jesus Christus glaubenden Menschen.

Woher wollen Sie wissen, ob jemand wirklich glaubt?

Wir können keinem Menschen ins Herz sehen. Wir vertrauen darauf, dass uns ein aufrichtiges Bekenntnis gegeben wird. Wir rechnen damit, dass im Leben eines Christen Wirkungen des Glaubens sichtbar werden und sein Verhalten seinem Bekenntnis nicht widerspricht.

Sind Sie eine Sekte?

Nein! Sekten lehren, das die Zugehörigkeit zu allein ihrer Gemeinschaft nötig ist, um in den Himmel zu kommen. Auch vertreten sie oft Sonderlehren, die neben oder vorrangig vor der Bibel praktiziert werden. Diese Auffassungen lehnen wir ab. Wir sind überzeugt, dass der Glaube an Jesus Christus gemäß der Bibel der einzige Weg zurück zu Gott ist. Das Heil ist an Jesus und nicht an eine Gemeinschaft oder an eine Sonderlehre gebunden.

Fühlen Sie sich besser als andere Menschen?

Trotz unseres Glaubens an Jesus Christus und dem Wunsch, nach Gottes Willen zu leben, sind wir keine fehlerlosen Menschen, die besser sind als andere. Wir haben aber eine andere Lebensperspektive. Wir wissen, dass wir schon jetzt zu Jesus gehören und ewig bei ihm sein werden. Wir glauben, dass er für unsere Lebensschuld am Kreuz gestorben ist. Deshalb müssen wir Schuld nicht mehr verdrängen, die Schuldfrage ist bei uns grundsätzlich gelöst.
Wenn wir in unserem Alltag wieder schuldig werden, können wir auch damit zu Jesus umkehren und ihn um Vergebung bitten. Wir erleben auch, dass mit der Beziehung zu Jesus manche andere Leidenschaften und Zwänge in unserem Leben die Macht verloren haben.

Wie finanzieren Sie sich?

Als evangelische freie Gemeinde werden wir nicht durch Kirchensteuern oder öffentliche Gelder unterstützt. Wir vertrauen Gott, dass er uns die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellt. Praktisch werden wir durch die freiwilligen Gaben der Mitglieder und Freunde getragen. Unsere finanzielle Situation wird für die Mitglieder mindestens einmal jährlich ausführlich dargestellt. Als gemeinnütziger Verein werden wir regelmäßig vom Finanzamt überprüft und bekommen von diesem auch die Berechtigung, Spendenbescheinigungen auszustellen, die steuerlich abzugsfähig sind. Uns ist es wichtig, einen großen Teil unserer Finanzen für die Verbreitung des Evangeliums zu verwenden.